von Werner Buchholz
Im Oktober 1957 schrieb Prälat Peter Buchholz im Oberpleiser Pfarrbrief über die Entstehung der Kapelle: "Die Geschichte der Eisbacher Kapelle ist ein ergreifender Beweis für die Macht des Gebetes und die nie versagende Hilfe der Gottesmutter. An der Stelle, wo sich oberhalb des Dorfes an einer Weggabelung jetzt die Kapelle erhebt, stand schon vor mehreren hundert Jahren zwischen zwei mächtigen Kastanienbäumen ein Heiligenhäuschen mit einem Bild der Gottesmutter. Alte Leute berichten, dass neben dem Bilde Krücken hingen zur Erinnerung an Gottes und seiner heiligen Mutter Hilfe in mancher Not.
So fand auch – es war im Jahre 1844 – Peter Kirschbaum aus Eisbach in einem schweren Anliegen den Weg hierhin zur Gottesmutter. Seine Frau Anna Maria, geborene Gratzfeld, erwartete das erste Kind, und es stand bedenklich um Mutter und Kind. Da gelobte er der Gottesmutter, wenn seine Frau ihre schwere Stunde gut überstehen würde, wolle er hier zum Dank eine Kapelle bauen. Und wenn Gott ihm einen Sohn schenke und er brav und fromm bliebe und Neigung zum geistlichen Stand zeige, dann solle ihm kein Opfer zu schwer sein, um ihm das Studium zu ermöglichen und ihn als Priester Gott und seiner heiligen Mutter zuzuführen. Sein Beten wurde erhört. Seine Frau überstand wider Erwarten glücklich ihre schwere Stunde, und Gott schenkte ihm einen Sohn, der schon in frühen Kinder-jahren durch seine Frömmigkeit alle erbaute und, wie in einer alten Fami-lienchronik zu lesen ist, bereits als drei- bis vierjähriges Kind seine Groß-mutter zum Heiligenhäuschen begleitete und dort von ihr die Anleitung erhielt, den Rosenkranz zu beten. Als Zwölfjähriger gestand er den Eltern, dass er nichts sehnlicher wünsche, als Priester zu werden, um sein Leben Gott und seiner heiligen Mutter ganz zu weihen. Die Eltern, Anna Maria und Peter Kirchbaum - im Foto unten -, waren über diesen Entschluss ihres einzigen Sohnes überglücklich und ermöglichten ihm den Besuch des Apostelgymnasiums in Köln, von wo er nach glänzend bestandenem Abschlussexamen zur Absolvierung seiner philosophischen und theologischen Studien nach Rom ging und dort im Jahre 1869 im Deutschen Kolleg die Priesterweihe empfing.“
Das ist bis dahin der Lebenslauf von Johannes Kirschbaum, ohne den die Kapelle nie gebaut worden wäre. Ich vermute, dass der damalige Pfarrer von Oberpleis, Johannes Hertel, den Weg von Johannes Kirschbaum nicht nur geistlich, sondern auch finanziell begleitet hat. Denn die Eltern Kirsch-baum waren kleine Bauern, damals Ackerer genannt, für die schon der Besuch des Gymnasiums in Köln und das Geld für Kost und Logis kaum aufzubringen waren. Und das Studium in Rom, zu dem Johannes Kirsch-baum vom Erzbistum Köln ausgewählt worden war, war zwar ehrenvoll, aber wohl auch mit Kosten verbunden.
Prälat Buchholz schreibt dann in dem genannten Artikel weiter: "Unter-dessen entstand unter schwersten finanziellen Opfern des alten Vaters Kirschbaum mit Unterstützung von Nachbarn und Verwandten an Stelle des alten Heiligenhäuschens die Kapelle, die der Rosenkranzkönigin geweiht wurde." „Unterdessen" ist die Zeit von 1844 bis 1870. Es ist die Zeit der Vorbereitungen zum Bau der Kapelle und deren Verwirklichung. Darüber gibt es keine Unterlagen, weder Baupläne noch Baugenehmigung, trotz intensiver Nachforschungen in den Archiven der Stadt Königswinter und des Erzbistums Köln. Es gibt nur ein paar Briefe, die wegen des Baus der Kapelle geschrieben wurden, und einen zur Priesterweihe von Johan-nes Kirschbaum, die aber deswegen um so wertvoller und erhaltenswerter sind.
Der erste Brief ist der Antrag von Peter Kirschbaum an die Pfarrgemeinde Oberpleis, an Stelle des Heiligenhäuschens eine Kapelle errichten zu dürfen:
„Eisbach, den 5. März 1869, Bau eines Kapellchens betreffend
Hochwürdiger Herr Pfarrer!
Wie Euer Hochwürden bekannt ist, steht auf meinem Grundstück an zwei Wegen ein sogenanntes Heiligenhäuschen, welches seit alten Zeiten man-chem Gelegenheit zu einem frommen Gebete dargeboten hat. Erscheint so dieses Kapellchen in unserer Nachbarschaft als ein alter guter Freund, bei dem man in frohen und traurigen Zeiten seinen Herzensgefühlen Ausdruck gab, so schmerzt es uns, dasselbe nunmehr verfallen zu sehen. Indessen bin ich entschlossen, das Verfallene wieder herzustellen. Das neue Heili-genhäuschen soll zugleich etwas erweitert werden, so dass der Altar des-selben wenigstens an einem oder anderen Mal im Jahre zur Darbringung des heiligen Messopfers diene. Durch die zuletzt ausgesprochene Absicht erhält die Kapelle eine höhere Bedeutung. Zwar nicht so, dass dadurch der Pfarrgottesdienst beeinträchtigt und der Pfarrverband gelockert würde, weil ja die Kapelle zu nahe bei der Pfarrkirche steht und die heilige Messe ja jedesmal wohl von einem Pfarrgeistlichen zu lesen sein wird. Wenn nun die Kapelle die Auszeichnung erhält, dass, wie oben gesagt, in derselben das heilige Messopfer dargebracht werden kann,
so denke ich, soll dieselbe auch nicht mehr mein Privateigentum bleiben. Daher will ich dem Kirchenvorstande in Oberpleis das Gebäude mit dem Grund und Boden überweisen. Die Art und Weise, in welcher das Kapell-chen gebaut werden soll, wollen Euer Hochwürden aus den Zeichnungen, die hier mit der Bitte um gefällige Rückgabe beigefügt sind, ersehen. Der Bau ist einfach, und ich denke, obschon derselbe meine Mittel stark in An-spruch nehmen wird, ihn dennoch vollenden zu können. Die Ziegelsteine habe ich bereits an Ort und Stelle, ebenso das Holz. Mein Sohn Johann, der am heiligen Ostertage dieses Jahres in Rom seine erste heilige Messe feiert, hat mir einen kostbaren Stein aus den Katakomben geschickt, der als Grundstein verwendet werden soll; ein hiesiger junger Maurermeister führt die Mauern auf und mein Vetter das Holzwerk. Die ganze Nachbar-schaft freut sich und bietet gerne ihre Handdienste an.
Mein Wunsch geht nun dahin, hochwürdiger Herr Pastor, dass Sie mit dem Unternehmen einverstanden sich erklärten, und ein solches Einverständnis auch von Seiten des Kirchenvorstandes erwirkten. Wenn es dann nötig ist, wollen Sie die ganze Sache der erzbischöflichen Behörde, respektive dem Herrn Erzbischofe in Cöln vortragen und von demselben die Erlaubnis zum Bauen und zur Grundsteinlegung erbitten. Ich möchte wünschen, dass wir den Grundstein am Priesterjubiläumstage unseres Heiligen Vaters legten. Zum Schluss bemerke ich noch, dass ich, solange mir Gott dazu seine Gnade gibt, das heißt Leben und Mittel, die Kapelle selbst imstande zu halten gedenke, dann aber der Pfarrkirche ein kleines Grundstück anbiete, aus welchem die Reparaturkosten in Zukunft gedeckt werden können.
Genehmigen Sie, Herr Pastor, den Ausdruck meiner Hochachtung und Ergebenheit, womit ich verharre als Euer Hochwürden gehorsamstes Pfarrkind: Peter Kirschbaum“
Peter Kirschbaum hat eine sehr schöne und exakte Schreibschrift, und mir fällt auf, dass er sein Gelübde, eine Kapelle zu bauen, mit keinem Wort erwähnt. Der Brief ist zwar im Stil der damaligen Zeit geschrieben, aber im Übrigen sehr nüchtern und sachlich. Ich schließe daraus, dass Peter Kirschbaum ein frommer Mann war, dabei aber sehr bodenständig. Und er hatte eine unkomplizierte, enge Bindung an die Pfarrgemeinde, das Erz-bistum und die Weltkirche.
Schon wenige Tage später bittet Pfarrer Johannes Hertel mit dem zustimmenden Beschluss des Kirchenvorstandes den Erzbischof von Köln um seine Zustimmung: „Oberpleis, den 11. März 1869, Bau einer Kapelle betreffend, 4 Anlagen
Hochwürdigster Herr Erzbischof, gnädigster Herr!
Bei der heutigen Versammlung des Kirchenvorstandes legte der mitunter-zeichnende Pfarrer ein Gesuch des Ackerers Peter Kirschbaum aus Eis-bach vom 5. dieses Monats, betreffend den Bau einer Kapelle, uns vor. Nach Verlesung und Beratung darüber erklärte der Pfarrer, dass er mit dem Bau der Kapelle an Stelle des Heiligenhäuschens, welches zur Verehrung der heiligen Geheimnisse des Rosenkranzes diente, ganz einverstanden sei, indem Letzteres das Jahr hindurch und besonders in der Karwoche zur Förderung stiller und frommer Andacht diente. Die Kapelle, eine halbe Stunde von hier, kann auch mit der Zeit sehr gut zum Schlusspunkt eines Kreuzweges dienen, der von der Pfarrkirche aus mit den 14 Stationen dorthin angelegt würde, indem die Stelle sowohl, als der Weg dorthin von Häusern und gangbaren Wegen entfernt liege. Auch habe er an dem Bau-plan, den er hier in drei Blättern beifüge, nichts auszusetzen. Für den Fall, dass der Bau der Kapelle die hohe Genehmigung erhalte, muss er sich vorbehalten, dass, wenn ein fremder Geistlicher dort zu zelebrieren wün-sche, derselbe zuvor um die erforderliche Erlaubnis dazu bei ihm nach-suche.
Der gesamte Kirchenvorstand erklärte, dass er die Erbauung einer Kapelle dort recht gerne sehe, aber weder für die Erbauung noch die Unterhaltung derselben irgendeine Verpflichtung übernehme. Der Erbauer habe sich verpflichtet, die Kapelle zeitlebens selber zu unterhalten, und nach seinem Tode würde unter den braven und frommen Bewohnern von Eisbach, wel-ches in der Nähe liegt, sich gewiss einer dazu gerne unterziehen, sofern der Erbauer zur Zeit etwas dafür überlasse. Wenn aber auch dies nicht der Fall ist, würde das Dorf dafür Sorge tragen.
Euer Erzbischöfliche Gnaden bitten wir dennoch gehorsamst, im Namen des Bittstellers, um die gnädige Verleihung der Genehmigung zu dem bezeichneten Bau, und der Pfarrer um die Erlaubnis, insbesondere den Grundstein dazu nach Vorschrift der Kirche an einem festlichen Tage benedizieren und legen zu dürfen.
In tiefster Ehrfurcht zeichnet sich, Euer Erzbischöfliche Gnaden gehor-samst und untertänigst der Vorstand der Kirche zu Oberpleis
Hertel, Pfarrer,
Reuter, Weiler, Selbrot, Weber, Adolf Bellinghausen
Die am Anfang des Briefes genannten Anlagen sind der Brief von Peter Kirschbaum und drei Bauzeichnungen. Der Erzbischof von Köln gibt den Brief mit Anlagen „Herrn Architekt, Baurat Statz zur gefälligen Prüfung und Äußerung", wie es in einer Notiz heißt. Die Antwort ist ernüchternd, aber durchaus wohlwollend: „Die eingereichte Zeichnung ist von einem Dilettanten entworfen. Die innere Dachkonstruktion ist nicht solide und kostet sicher soviel wie ein Gewölbe. Der Schluss der Kapelle ist nicht schön, und der ganze innere Raum wird zimmerartig aussehen. Der Auf-traggeber will doch etwas Kunstgerechtes haben, und da es sich auch um das Priesterjubiläum unseres Heiligen Vaters handelt. So lege ich hiermit im Interesse der guten Sache eine Skizze bei, nach der man wohl die Kapelle ausführen dürfte.
Cöln, den 21. März 1869, Statz“
Mit diesen vorgeschlagenen Änderungen gibt der Erzbischof seiner Ver-waltung den Auftrag, sie möge gemäß „dem Wunsch die Antwort ent-werfen". Das ist das Antwortschreiben:
„An Herrn Pfarrer Hertel, Hochwürden zu Oberpleis,
Euer Hochwürden erwidern wir auf die Eingabe vom 11. dieses Monats, dass wir die fromme Absicht des Kirschbaum, an Stelle eines verfallenen Heiligenhäuschens ein kleines Kapellchen zu errichten und dieses nebst Grund und Boden der Pfarrkirche als Eigentum zu überweisen, nur lobend anerkennen können. Wir haben ferner aus Ihrem Bericht gerne ersehen, wie dieses Kapellchen als Schluss eines bei der Pfarrkirche beginnenden Kreuzweges verwendet und durch dasselbe die Kirchenkasse in keiner Weise belastet werden soll. Daher genehmigen wir den Bau des Kapell-chens hiermit und erteilen Ihnen die Erlaubnis zur Grundsteinlegung. Be-züglich der Form der Kapelle bemerken wir jedoch, dass wir einen Chor-abschluss mit schrägen Seiten und statt einer Holzdecke ein solides Ge-wölbe in dem Kapellchen nach der hier beigefügten Skizze unseres Diöze-sanarchitekten für wünschenswert erachten, wenn die Mittel des Kirsch-baum es gestatten.
Cöln, den 23. März 1869, Der Erzbischof von Cöln, ‡P".
Das "‡ P" steht für die Unterschrift von Paulus Melchers, "‡" weist darauf hin, dass er Erzbischof ist. Melchers war ein erbitterter Gegner Bismarcks im Kulturkampf und kämpfte mutig für die Rechte der katholischen Kirche. Auf Bitten des Papstes Leo XIII. verzichtete er im Interesse des Friedens zwischen Staat und Kirche 1885 auf das Erzbistum und folgte dem Ruf des Papstes nach Rom. Dorthin begleitete ihn Peter Gratzfeld, geboren 1857 in Hartenberg, ein Vetter von Johannes Kirschbaum, als sein Geheimsekretär bis zu dessen Tod im Jahre 1895.
Auffallend ist, dass in weniger als drei Wochen die Genehmigung zum Bau der Kapelle vorliegt. Das dauert heute Monate. Erwähnenswert ist auch, dass der Brief eine Änderung des Bauplanes vorschlägt, dass dieser Vor-schlag aber nicht die Bedingung für die Genehmigung ist. So etwas ist heute undenkbar. Ein „solides Gewölbe" hat die Kapelle nicht erhalten, das hätten wohl doch die finanziellen Mittel von Peter Kirschbaum nicht zuge-lassen. Wohl aber ist der Vorschlag angenommen worden, dem „zimmer-artigen Raum" einen „Chorschluss mit schrägen Seiten" vorzubauen, den jetzigen Altarraum.
Der erwähnte Kreuzweg ist leider nie gebaut worden, und die Eisbacher Kapelle ist erfreulicherweise bis heute Eigentum der Familie bzw. des Dorfes geblieben.
Am Karsamstag 1869, dem 27. März, wird Johannes Kirschbaum in Rom zum Priester geweiht. Am 31. März 1869 schreibt Vater Peter Kirschbaum
an seinen Sohn Johannes (das Fotos zeigt Johan-nes im reiferen Lebensalter) nach Rom: „Dann woll-te ich Dir eben zu wissen tun, dass am heiligen Kar-samstage der Bescheid in betreff des Kapellen-häuschens vom hochwürdigsten Herrn Erzbischof angekommen ist. Er hat unseren Wunsch löblich anerkannt und enthielt genau die Erlaubnis, und er fügt den Wunsch bei nebst einer Zeichnung vom Herrn Baumeister Statz, anstatt der Holzdecke ein solides Gewölbe, dann einen geschlossenen Chor mit Schrägen, jedoch wenn die Mittel des Kirschbaum es erlauben."
Dieses Schreiben des Erzbischofs kam am Karsamstag, dem 27. März 1869, dem Tag der Priesterweihe von Johannes Kirschbaum. Am 10. April 1869, dem Tag des Goldenen Priesterjubiläums von Papst Pius IX., sollte der Grundstein der Kapelle gelegt werden, den Johannes Kirschbaum aus einer römischen Katakombe nach Eisbach geschickt hatte. Dieser Termin konnte aber nicht eingehalten werden. Am 28. April 1869 schreibt Pastor Johannes Hertel nach Rom; er war offensichtlich lange Zeit krank gewesen:
„Lieber Johann! Endlich, endlich komme ich dazu, Deinen mir so angeneh-men Brief zur Beantwortung herauszunehmen, und da finde ich Schreiben vom 24. Juni vergangenen Jahres, vom 6. Januar, 8. Februar und 11., März, und denke nicht daran, dass ich aus Nachlässigkeit sie unbeantwor-tet ließ, nur der Drang der Geschäfte trägt die Schuld. Mit Freude sah ich dem Passionssonntag entgegen, wo ich nach meinem Dafürhalten alles werde erledigt haben, was auch der Fall war, mir einige Ruhe vergönnen und die Freude haben kann, Dir zu schreiben, aber da brach an eben dem Morgen bei mir eine heftige Gesichtsrose aus, die mich ans Bett fesselte. Beim Weichen aus dem Gesicht begab sie sich in die Füße, wo sie mir furchtbare und lang dauernde Schmerzen verursacht, so dass ich erst am 10. diesen Monats, dem schönen Fest unseres Pius, eine stille Messe lesen konnte. Noch haben jene Schmerzen nicht ganz nachgelassen, das Stehen am Altar fällt mir noch schwer und ermüdet mich sehr, doch lassen sie mit jedem Tag etwas nach, aber das Versehen der Kranken bringe ich noch nicht fertig, dadurch gewinne ich nun die Zeit, meine Schreibschuld dir abzutragen. Vor allem gebe ich Dir auch meine innige Freude zu erkennen, dass Du unter Gottes Beistand das hohe Ziel, das Du seit vielen Jahren mit allem Fleiß angestrebt, so glücklich nun in Rom erreicht hast. Gern hätte ich Dir an dem hohen Tag der Weihe meinen Glückwunsch dargebracht, gerne Dir das gemeldet, dass ich am Palmsonntag mit der ganzen versammelten Gemeinde zu dem Herrn flehen würde, dass er durch das heilige Sakrament die Fülle seiner Gnade und den reichlichsten Segen Dir mitteile, doch vermochte ich dies leider nicht, mein Vikar tat es in der Kirche und ich im Stillen auf dem Krankenlager. Ich habe das Vertrauen zu Gott, dass er das vielseitige heiße Flehen für Dich erhöre, und seine reichlichste Gnade Dich in Deinen Lebenstagen stets begleiten werde.
Für die Einsegnung des Grundsteins der neuen Kapelle habe ich auf mei-nen Antrag vom Herrn Erzbischof die Erlaubnis erhalten, habe aber bisher von deinem Vater noch nicht vernommen, wann er gelegt werden soll. Gut, wenn sich dies noch etwas verzögert, da ich jetzt wegen der Füße nicht wüsste dorthin zu kommen. Ist dieselbe erst fertiggestellt, so werde ich es mir angelegen sein lassen, von der Pfarrkirche aus einen Kreuzweg dorthin anzulegen.
Unter dem Schutze unseres lieben Pfarrpatrons, unserer gütigen lieben Mutter Maria und der heiligen Felizitas, welche in dieser Ordnung im Chor unserer Kirche nun in Glasgemälden zu sehen sind, lasst uns füreinander beten und besonders unserer im heiligen Opfer gedenken, damit Gott durch ihre Fürbitte auch ferner uns die nötigen Gnaden verleihe. Dies wünscht Dein Dich liebender alter Pastor Johannes Hertel.“
Der Tag der Grundsteinlegung ist nicht bekannt, auch nicht die Stelle, wo sich der Grundstein befindet, wohl aber der Tag, an dem die Eisbacher Kapelle mit tatkräftiger Unterstützung Vieler aus Eisbach, aber auch aus den umliegenden Dörfern, vor allem aus Frohnhardt, vollendet worden war. Am 7. Oktober 1870, dem Rosenkranzfest, feierte Johannes Kirschbaum in der Eisbacher Kapelle seine Primiz, und die Kapelle wurde dadurch ihrem heiligen Dienst geweiht. Es war ein überaus großes Fest, nicht nur für Eis-bach, sondern auch für die ganze Pfarrgemeinde Oberpleis.
Von da an wurde in jedem Jahr das Rosenkranzfest gefeiert. Es ist das Kirchweihfest und wird deshalb auch Kapellenkirmes genannt. Pfarrer Johannes Kirschbaum kam jedes Jahr zu diesem Fest, um in der Kapelle die heilige Messe zu feiern. Ich bin sicher, dass seitdem auch die Prozes-sion von Oberpleis über den Bittweg zur Kapelle kommt. Nach seinem Tod übernahm Prälat Peter Buchholz gerne diese Aufgabe. Denn er liebte die Kapelle aus ganzem Herzen und sorgte für sie.
Nachdem die Kapelle 80 Jahre in ihrem äußeren Erscheinungsbild nicht verändert worden war, vergrößerte Prälat Peter Buchholz die Kapelle. Zu seinem 40jährigen Priesterjubiläum 1951 entstanden die Sakristei und die Orgelempore. Das Dach und der Dachreiter wurden von Grund auf erneu-ert.
Die letzte äußere Veränderung erhielt die Kapelle zu seinem Goldenen Priesterjubiläum 1961. Der Dachvorbau als Schutz gegen Regen wurde geschaffen und eine gemütliche Sitzecke. Sie lädt Wanderer und Spazier-gänger ein, auszuruhen und die Schönheit der Kapelle mit der sie um-gebenden Landschaft zu genießen – heute und auch zukünftig.
Im Jahre 2010 errichtete Werner Buchholz, der letzte noch lebende Prieseter aus Eisbach, mit Eisbacher Bürgern und Freunden des kleinen Dorfes die "Stiftung Eisbacher Marienkapelle". Diese gemeinnützige rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts trägt seither die Sorge für den Erhalt unserer denkmalgeschützten Kapelle. 2011 wurde der Zugang zur Kapelle behindertengerecht gestaltet und 2013 konnten wir den Vorbau der Kapelle erneuern. 2015/16 wurden sämtliche Kunstgestände der Kapelle fachmännisch gesichert und restauriert, die Elektroinstallation der Kapelle erneuert und ein neues Beleuchtungskonzept realisiert sowie die Kapelle innen und außen neu gestrichen. Im Jahr 2017 gestalten wir das Außengelände der Kapelle um.