Wie wir in Eisbach Kirche zu leben versuchen, hat Werner Buchholz am Pfingstsonntag 2017 in seiner Predigt beschrie-ben. Zutreffender könnten wir unser Selbstverständnis nicht in Worte fassen:
"Mit der Kirche kommen heute viele nicht mehr zurecht. Für sie ist die Kirche weltfremd. Sie befasst sich mit Problemen, die für die aller-meisten Menschen keine sind. So diskutiert eine Theologenkommission darüber, ob Jesus sein Blut 'für viele' oder 'für alle' vergossen hat. Aber diese Gruppe hat großen Einfluss und möchte am liebsten, wie die Jünger aus Furcht die Türen verschließen. Dann aber ist die Kirche eine geschlos-sene Gesellschaft, in der man sich am wohlsten fühlt, wenn man unter sich bleibt. Dann aber ist die Kirche wie ein Ofen, der nur sich selbstwärmt.
Aber an Pfingsten haben die Jünger Fenster und Türen geöffnet. Aus einer geschlossenen Gesellschaft ist eine offene Kirche geworden. Letztlich war es der Heilige Geist, der die Jünger von Angst, Mutlosigkeit und Resigna-tion befreit hat und offen für alle Völker, für ihre Sorgen, Nöte und Proble-me gemacht hat.
Eine offene Kirche stellt sich immer wieder neu den Fragen und Problemen der Menschen, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen, um sie zu verste-hen, um mit ihnen zusammen Antworten und Lösungen im Geiste des Evangeliums zu suchen.
Eine offene Kirche besitzt nicht die Wahrheit. Sie ist tolerant und respektiert jede andere Weltanschauung, Religion und Konfession.
Eine offene Kirche hat Platz für kritische Menschen, für Querdenker, die das Hergebrachte, die Tradition in Frage stellen, nicht ablehnen, die aber neue Gedanken einbringen und dadurch vor Betriebsblindheit bewahren.
Eine offene Kirche ist eine freundliche, eine einladende, aber keine abwei-sende Kirche. Eine offene Kirche schließt keinen aus, im Gegensatz zu einer Kirche, die versucht, die Menschen mit Vorschriften, Geboten und Anordnungen zu reglementieren.
Eine offene Kirche ermutigt zu persönlichen Glaubensentscheidungen. Sie weiß, dass ihre Mitglieder mündig sind, die mitreden und mitentscheiden wollen. Sie lassen sich nicht am Gängelband führen, sie möchten ernst genommen werden. Es geht um das freie Wort in der freien Kirche.
Eine offene Kirche ist geöffnet für alle Menschen ohne jede Ausnahme. Denn ohne Menschen kann sie nicht Kirche sein, wie sie auch ohne den Geist Gottes nicht Kirche sein kann. Dieser Geist wirkt nicht nur in den Amtsträgern, sondern in allen Christen, denn er ist ihnen in Taufe und Firmung geschenkt.
Wir sind diese Kirche. Lasst uns also immer wieder neu versuchen, Kirche zu sein, wie der Heilige Geist sie am ersten Pfingsten geschenkt und ge-wollt hat: Keine geschlossene Gesellschaft, sondern für die ganze Welt und für alle Menschen eine einladende, eine offene Kirche."